84 Organisationen und Einzelpersonen unterzeichnen Offenen Brief an Mitglieder des Stadtrats
Im Finanzausschuss am Mittwoch, 10. Dezember gab es keinen Beschluss zum Haushalt und es steht zu befürchten, dass auch am kommenden Mittwoch, 17.12., im Stadtrat kein Haushalt für das Jahr 2026 verabschiedet wird, sofern keine Einigung erzielt wird. Nicht nur eine ausstehende Haushaltsentscheidung bedroht die Förderung von Trägern und Angeboten im Bereich der freiwilligen Leistungen, auch vorgeschlagene pauschale Kürzungen im Bildungs- und Sozialbereich bedrohen wichtige Bildungs-, Sozial-, Sport- und Kulturprojekte in Halle.
Aus diesem Grund haben wir uns mit diesem Offenen Brief an den Stadtrat gewendet und appellieren, die drohenden Kürzungen sowie die Risiken eines nicht verabschiedeten Haushalts für die Bildungs-, Sozial- und Kulturlandschaft in Halle abzuwenden.
Der Offene Brief wurde von 84 Organisationen und Einzelpersonen unterzeichnet:
An den Stadtrat der Stadt Halle (Saale)
Halle (Saale), 16.12.2025
Sehr geehrte Mitglieder des Stadtrates,
die bevorstehende Haushaltsentscheidung stellt unsere Stadt vor einen historischen Scheideweg. Die diskutierten pauschalen Kürzungen im Bildungs- und Sozialbereich sowie bei den freiwilligen Leistungen würden nicht nur Haushaltszahlen verändern – sie würden das Gesicht unserer Stadt und das soziale Klima in Halle für viele Jahre prägen. Gleichzeitig haben der Kämmerer und die Verwaltung deutlich gemacht, dass eine Ablehnung oder Verzögerung des Haushaltes automatisch eine harte Haushaltssperre nach sich ziehen würde, unter der insbesondere freiwillige Leistungen und damit geförderte Projekte massiv unter Druck gerieten.
Wenn die geplanten Kürzungen umgesetzt werden oder eine Haushaltssperre greift, verlieren nahezu alle von der Stadt geförderten Bildungs-, Sozial-, Sport- und Kulturprojekte im freiwilligen Bereich ihre Grundlage. Das beträfe Einrichtungen, Träger und Projekte, die seit Jahren das Herzstück unseres Stadtlebens bilden und Halle besonders lebenswert machen – von Ferienfreizeiten, Parkeisenbahn, ambulantem Kinder- und Jugendhospiz, Patenschaftsprojekten wie dem Seniorenbesuchsdienst Klingelzeichen bis hin zum WELCOME-Treff und unzähligen kulturellen Angeboten, Familienarbeit, Sportveranstaltungen, Senioren- und Integrationsprojekten. Was dabei verloren gehen würde, ist weit mehr als ein „nice to have“ – es sind die Orte, an denen Gemeinschaft entsteht, Bildung gerecht wird und Teilhabe gelebt wird.
In diesen Projekten engagieren sich täglich Menschen, die dafür sorgen, dass Halle funktioniert – leise, pragmatisch und menschlich. Sie schaffen Begegnung zwischen Jung und Alt, zwischen Einheimischen und Zugezogenen, zwischen Menschen mit und ohne Behinderung. Sie stiften Vertrauen, beugen Einsamkeit und Radikalisierung vor und geben Kindern und Jugendlichen Perspektiven. Diese Strukturen zu zerschneiden oder sie durch eine Haushaltssperre ins Ungewisse zu schicken, hieße, soziale Kälte billigend in Kauf zu nehmen – ganz zu schweigen von den vielen Fachkräften, die dauerhaft verloren gehen würden.
Erst kürzlich bestätigte das Städteranking der Wirtschaftswoche, dass Halle bundesweit mit einer hervorragenden Infrastruktur und starken „weichen Standortfaktoren“ punktet – also mit genau den Bildungs-, Kultur- und Sozialangeboten, die unser Stadtbild prägen und Menschen bewegen, hierher zu ziehen. Diese Stärken nun zu opfern, wäre nicht „Sparen“, sondern der Verlust von Lebensqualität, Zusammenhalt und Zukunftsfähigkeit – mit hohen Folgekosten für die kommenden Jahre. Ein nicht verabschiedeter, abgelehnter oder stark verzögerter Haushalt würde zusätzlich die Planungssicherheit zerstören und die Fördermittel für Vereine und freie Träger zeitweise blockieren, mit existenzbedrohenden Folgen für viele Projekte.
Wir appellieren eindringlich an Sie, Verantwortung für die langfristige Entwicklung unserer Stadt zu übernehmen. Halle lebt von Menschen, von ihrem Engagement, von Mitgefühl und Gemeinsinn. Bitte sparen Sie nicht an dem, was Halle lebenswert macht – und sorgen Sie zugleich für einen genehmigungsfähigen Haushalt, der Handlungsfähigkeit und Verlässlichkeit für die Bildungs-, Sozial- und Kulturlandschaft sichert.
Mit Sorge und mit Zuversicht,
im Namen der städtisch geförderten Projekte und Initiativen im Bildungs-, Sozial- und Kulturbereich
Unterzeichnende:
AIDS-Hilfe Halle/Sachsen-Anhalt Süd e.V., Allgemeiner Behindertenverband, Ambulantes Kinder- und Jugendhospiz Halle , Amnesty International Halle , AWO Regionalverband Halle-Merseburg e.V., Bauspielplatz Freiimfelde, Halle Ost I BBZ lebensart e.V, Fachzentrum für geschlechtlich-sexuelle Identität, Begegnungsstätte Bürgerladen e.V., Berufliches Bildungs- und Rehabilitationszentrum e.V. Berufsverband Bildender Künstler Sachsen-Anhalt e.V., Blinden und Sehbehindertenverband Sachsen-Anhalt e. V., BNaTURe e.V., Caritas Regionalverband Halle e.V., congrav e.V.,Corax e.V. – Initiative für Freies Radio, CVJM Familienarbeit Mitteldeutschland e.V., CVJM Halle e.V., Der Paritätische – Regionalstelle Süd, Der Vorstand des Künstlerhaus 188 e.V., Dr. Jutta Noetzel,
Dr. Martin Breithaupt, Dr. Nicole Breithaupt, Ein Schutzengel für Kinder e.V., Eine Welt e.V., Weltladen Halle, Escola Popular in der EKM e.V., Evangelische Stadtmission Halle e.V., Evangelischer Kirchenkreis Halle-Saalkreis, Figurentheater Julia Raab, Franckesche Stiftungen zu Halle (Saale), Frauenselbsthilfe Krebs – Landesverband Sachsen-Anhalt e.V., Freiwilligen-Agentur Halle (Saale) e.V., Friedenskreis Halle e.V., futurös e.V.,Gartenwerkstadt Halle e.V., Hallesche Jugendwerkstatt gGmbH, 1. Hallescher Drachenbootverein e.V.,Hallischer Hanse e.V., hr.fleischer e.V., Humanistischer Regionalverband Halle-Saalkreis e.V., Bürgerhaus „alternativE“, IRIS-Familienzentrum, Jedermensch e.V., Jugend- und Familienzentrum St. Georgen e.V., Kaltstart e.V., Katrin Rux, Kinder- und Jugendhaus e.V. , Kinderheim Clara Zetkin, Kinderland Halle gGmbH Familienzentrum Schöpfkelle, Kinderschutzbund Bezirksverband Halle (S.) e.V., Kindertagestätte „Wirbelwind“, Kinder- und Jugendhaus e.V., kreanativ e.V., Kulturreederei e.V., Kulturwerkstatt Grüne Villa/ Aktionstheater Halle e.V., kunZstoffe – urbane Ideenwerkstatt e.V. , LAG GSD Sachsen-Anhalt e.V., Landesnetzwerk Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt e.V., Laurentiusgemeinde Halle, Lebens(t)raum e.V., losmachen e.V., „Man sieht sich.“- Bauwagenprojekt in der Silberhöhe, Maria Schmidt, Martin Kreusch, Nachbarschaftsverein Freiimfelde e.V., Pfarrer Golz-Rettschlag, Planetengarten (GutAlaune e.V.), Postkult e. V., pro familia Landesverband Sachsen-Anhalt e.V., ProCurand Seniorenresidenz Am Hufeisensee, Prof.in. Dr. Kristin Puhr , Rainer Habenstein, Reformierte Domgemeinde in Halle, ROCK YOUR LIFE! Halle e.V., St. Johannis GmbH, Seniorenvertretung Halle e.V., Stadtsportbund Halle e.V., Stadtteilinitiative Solidarische Südliche Innenstadt, STARKE SaaleKINDER e.V., Stiftung Bildung – Beppo Brandenburger, Stiftung Bürger für Bürger, SV Francke 08, SV UNION Halle-Neustadt e.V., SV UNION Halle-Neustadt e.V. – WILDCATS, Thomas Schwab, Verband der Migrantenorganisationen Halle (Saale) e.V., Verein zur Förderung der Waldorfpädagogik Halle e.V., Waldorf-Jugendtreff „Wajut“, Villa Jühling e.V., Volksbühne am Kaulenberg, WEISSER RING e. V. Außenstelle Saalekreis

