Leselernpatinnen

Mit Buchstabenwürfeln und Knobelspielen zum Lesen lernen

Mit dem Renteneintritt fallen viele Menschen in eine Art „Loch“ und wissen nicht so recht, wie sie die neue Freizeit strukturieren sollen. Nicht so bei Frau Ilsch und Frau Schwenzfeger. Für beide war der Ruhestand ein Übergang mit Ansage. Es fiel ihnen nicht schwer, die neue Freiheit zu genießen und von Langeweile war keine Spur zu merken.

Dennoch fanden sich beide nach einiger Zeit und durch Hinweise von Bekannten bei der Freiwilligen-Agentur Halle wieder und sind seitdem als freiwillige Leselernpatinnen aktiv.

Dass es sich lohnt sich zu engagieren, steht für beide außer Frage. Kann es ein schöneres Kompliment für das eigene Engagement geben als die Rückmeldung, dass das Kind, welches an das Lesen herangeführt wurde, nun abends dem kleinen Bruder vorliest oder sich in der Bibliothek ein Buch leiht?

Frau Ilsch hebt aber auch hervor, dass es spannend ist, die Unterschiedlichkeit der Kinder zu erleben. Auch Frau Schwenzfeger freut sich über die Erfolgserlebnisse der begleiteten Kinder und über die Erlebnisse, die sie mitbekommt. Sie stellt aber noch einen weiteren Aspekt in den Raum.

„Es hält jung, den Kontakt zu anderen Generationen zu halten.“

Man sei unvoreingenommener und bringe den Geist dazu, sich mit anderen Lebenswelten auseinanderzusetzen. Aber auch die räumliche Mobilität kann ein Vorteil sein:

„Es bringt mich einmal in der Woche in die Stadt mit der Straßenbahn, man kommt durch das Engagement raus.“

Wohlwollend blicken die beiden auch auf die Schulen, in denen sie aktiv sind. Es gibt eine hohe Wertschätzung durch die Kinder, die sie begleiten, aber auch durch die Klassen, denen sie bekannt sind und die manches Mal auch die 1:1-Betreuung genießen dürfen. Von Seiten der Lehrkräfte zeigt sich eine große Dankbarkeit für die zusätzliche Unterstützung, gerade in Zeiten von Lehrkräftemangel und nach Corona.

Auch wenn beide in den Jahrzehnten vor ihrem Ruhestand nicht im Bildungswesen tätig waren, fanden sie sich in ihrer neuen Aufgabe schnell zurecht. Dazu gehört eine große Portion Motivation und Empathie, aber auch Lebenserfahrung, der Blick auf die Jugend der eigenen Kinder und die Beschäftigung mit den Interessen von Grundschüler:innen.

Dass diese keine 45 Minuten am Stück etwas tun wollen, was ihnen – noch – schwerfällt, war schnell klar. Aber auch Knobelspiele, Buchstabenwürfel und andere Materialien helfen bei der Wortschatzerweiterung und üben spielerisch Lesen. Bei den Austauschtreffen der Freiwilligen-Agentur gibt es dann auch die Möglichkeit, andere Herangehensweisen kennenzulernen. Dass jemand nicht zurechtkommt, haben beide noch nicht gehört.

„Jede Patin und jeder Pate findet seinen Weg.“

Interview und Text: Ann Borgwardt

Infos zum Projekt

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